ERC Starting Grant
Der ERC Starting Grant ist ein Förderformat des Europäischen Forschungsrats, das sich an talentierte Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen (2 bis 7 Jahre nach der Promotion) richtet, um ihr Potential als Arbeitsgruppenleiter und Arbeitsgruppenleiterinnen auszuschöpfen. Die Laufzeit beträgt 5 Jahre und die Projekte werden von dem Nachwuchsforschenden und seinem/ihrem Team ausgeführt.
ERC Starting Grants der MIN Fakultät
Prof. Dr. Michael Filarsky (Start 2021)
MalSwitch - Uncovering the Mechanisms Behind Adaptive Gene Expression Switching in Malaria Parasites
Der malariaverursachende Parasit Plasmodium falciparum hat eine Strategie der klonal varianten Genexpression entwickelt, um wesentliche biologische Prozesse wie Antigenvariation und sexuelle Bindung während seiner anhaltenden Infektion des menschlichen Wirts im Blutstadium zu kontrollieren.
Die vererbbare epigenetische Stillegung der zugrundeliegenden spezialisierten Genfamilien stellt sicher, dass zu jedem Zeitpunkt nur eine Teilmenge dieser Gene begrenzt exprimiert wird.
Das Umschalten der Expression einzelner klonal varianter Gene ermöglicht es dem Parasiten, sich schnell an Veränderungen in seiner Umgebung anzupassen, dem Immunsystem zu entgehen und seinen Zellzyklus auf die Entwicklung von mückenübertragbaren Gametozytenstadien umzustellen.
Dr. Manuel Meyer (Start 2021)
AxionDM - Suche nach dunkler Materie mit Axionen und axionähnlichen Teilchen im Labor und mit hochenergetischen astrophysikalischen Beobachtungen
Die Natur der dunklen Materie, die mehr als 80% des Materiegehalts des Universums ausmacht, ist nach wie vor unergründet.
Helle Axionen und axionähnliche Teilchen (ALPs) sind durchaus begründete Kandidaten für dunkle Materie, die durch ihre Oszillationen zu Photonen in Gegenwart von Magnetfeldern nachgewiesen werden konnten.
Hier werden ergänzende labor- und astrophysikalische Forschungen nach Dunkle-Materie-Axionen und ALPs vorgeschlagen, die mehr als 10 Größenordnungen möglicher Axionen- und ALP-Massen abdecken.
Die astrophysikalischen Erkundungen werden sich auf hochenergetische Gammastrahlen-Beobachtungen mit dem Fermi-Großflächenteleskop und aktuelle und zukünftige abbildende Luft-Cherenkov-Teleskope konzentrieren.
Dr. Guillaume Salomon (Start 2020)
FLATBANDS - Exploring strong correlations in flat bands
Die Idee der Quasiteilchen ist ein wirksames Instrument, um Vorgänge in Vielteilchen-Quantensystemen zu beschreiben.
Quasiteilchen, die aufgrund einer Fragmentierung entstehen, sind sehr vielversprechend für die Entwicklung fehlertoleranter Quantencomputer.
Signaturen dieser exotischen Materiephasen sind immer noch selten und beschränken sich vor allem auf fraktionale Quanten-Hall-Zustände, obwohl sie Prognosen zufolge auch in frustrierten Magneten auftreten sollen.
Das EU-finanzierte Projekt FLATBANDS wird ein neuartiges Strontiumgasmikroskop entwickeln, um sowohl fraktionale Quanten-Hall-Zustände als auch hochgradig frustrierte Magneten zu untersuchen.
Dr. Christof Weitenberg (Start 2019)
ERC Starting Grant für das Projekt: ANYON (Engineering and exploring anyonic quantum gases)
Dr. Christof Weitenberg (Fachbereich Physik) erhält eine Förderung von rund 1.5 Millionen Euro mit einer Laufzeit von fünf Jahren.
In diesem Projekt soll eine exotische Art von Teilchen erforscht werden: die sogenannten Anyonen, die nicht in die übliche Einteilung von Fermionen und Bosonen passen. Sie sollen in Experimenten mit ultrakalten Quantengasen im Rahmen einer Quantensimulation realisiert und untersucht werden. Neben dem fundamentalen Interesse sind Anyonen auch für Anwendungen relevant, weil sie den Grundbaustein für zukünftiges topologisches Quantenrechnen bilden sollen.
Dr. Franco Vazza (Start 2017)
ERC Starting Grant für das Projekt: MAGCOW (The Magnetised Cosmic Web)
Dr. Franco Vazza erhält eine Förderung von rund 1,5 Millionen Euro für fünf Jahre, um mit seinem Projekt den Ursprung und die Beobachtungssignaturen von extragalaktischen Magnetfeldern zu untersuchen und dabei moderne numerische Simulationen und Radiobeobachtungen zu vereinen.
Dr. Franco Vazza hat mittlerweile einen Ruf an der Universität Bologna angenommen.
Jun. Prof. Annalisa Bonafede (Start 2017)
ERC Starting Grant für das Projekt: DRANOEL (Deciphering RAdio NOn-thermal Emission on the Largest scales)
Jun. Prof. Annalisa Bonafede erhält eine Förderung von rund 1,5 Millionen Euro für fünf Jahre zur Untersuchung der in Galaxieclustern nachgewiesenen Radiostrahlung.
Mithilfe neuer Radio- und Röntgeneinrichtungen forscht das Projekt DRANOEL nach dem Ursprung, der Entwicklung und den Zusammenhängen der Radioemission in Galaxieclustern mit der Clusterdynamik.
Die Ergebnisse des Projekts sind für die miteinander zusammenhängenden physikalischen Disziplinen Kosmologie, Astroteilchenphysik und Plasmaphysik von Bedeutung.
Jun. Prof. Annalisa Bonafede hat mittlerweile einen Ruf an der Universität Bologna angenommen.
Dr. Irene Fernández (Start 2017)
ERC Starting Grant für das Projekt: FLUINEMS (Suspended Fluidic nanochannels as optomechanical sensors for single molecules)
Dr. Irene Fernández erhält eine Förderung von rund 1,5 Millionen Euro für fünf Jahre für ihr Projekt zum Einsatz von Nanotechnologie in der Früherkennung von Krebserkrankungen. Dieses Projekt wird in aktiver Zusammenarbeit mit dem UKE (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) und anderen Universitätskliniken durchgeführt.
Mit optischen Nanosensoren in einem Chip sollen Tumormarker und DNA in Puffer- und Bioflüssigkeitsproben auch in sehr geringen Konzentrationen nachgewiesen und analysiert werden. Die entwickelten Geräte und Methoden wären kostengünstig und würden schnelle Ergebnisse bei sehr hoher Empfindlichkeit liefern.
Kürzlich abgelaufene ERC Starting Grants
Prof. Dr. Henning Moritz (ILP, UHH, 2013 - 2018)
Mit ultrakalten Atomen zu neuen Supraleitern 1,2 Millionen Euro vom Europäischen Forschungsrat für Wissenschaftler der Universität Hamburg
Prof. Dr. Henning Moritz vom Institut für Laser-Physik der Universität Hamburg erhält rund 1,2 Millionen Euro vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC). Mit der Exzellenzinitiative „ERC Starting Grant“ werden herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit innovativen Vorhaben aus der Grundlagenforschung gefördert. Mit den Fördermitteln wird Prof. Moritz mit seiner Arbeitsgruppe in den kommenden fünf Jahren an der experimentellen Realisierung von Modellsystemen mit ultrakalten Atomen arbeiten, in denen quantenmechanische Phänomene direkt mit einem hochauflösenden Mikroskop beobachtet werden können.
Quantenmechanik beschreibt das Verhalten von sehr leichten, sich langsam bewegenden Objekten, wie z. B. Atomen. Dabei spielen u. a. die Welleneigenschaften von Materie eine wichtige Rolle. Die Erkenntnisse des Forschungsteams könnten zum besseren Verständnis und langfristig zur Entwicklung von neuen Supraleitern beitragen. Bei Supraleitern handelt es sich um meist metallische Stoffe, die bei extrem tiefen Temperaturen ihren elektrischen Widerstand verlieren, so dass sie Strom verlustfrei leiten. Sie sind daher technologisch sehr interessant, z. B. für eine effiziente Energieübertragung, und werden unter anderem schon in Kernspin-Tomographen eingesetzt.
Dazu Universitätspräsident Prof. Dr. Dieter Lenzen: „Ich gratuliere Professor Moritz und seinem Team sehr herzlich zu ihrem Erfolg. Es ist eine besondere Auszeichnung, wenn sich ein Forschungskonzept in diesem anspruchsvollen europäischen Wettbewerb durchsetzt. Damit wird einmal mehr die internationale Bedeutung der physikalischen Grundlagenforschung an der Universität Hamburg gewürdigt. Ich wünsche Prof. Moritz viel Erfolg bei seinem Projekt.“
Supraleitung ist bisher nur schwer zu realisieren, da die meisten Materialien aufwändig mit Helium gekühlt werden müssen. Es ist daher wichtig, Materialien zu finden, die auch bei höheren Temperaturen supraleitend sind, und zu verstehen, wie sie funktionieren. Es gibt schon sogenannte Hochtemperatur-Supraleiter, die aus keramischen Materialien bestehen und Strom bereits bei Temperaturen von minus 140°C verlustfrei leiten. Ihre zentralen Mechanismen geben der Wissenschaft jedoch noch große Rätsel auf.
Prof. Moritz und sein Team wollen mit ihrer Forschung zum besseren Verständnis dieser Mechanismen beitragen. Deshalb untersuchen sie die Bewegung und das Verhalten sogenannter fermionischer Atome. Die Wissenschaftler arbeiten mit Gas-Atomen, die sie mit Laserlicht abbremsen und so auf Temperaturen von nur wenigen Milliardstel Grad über dem absoluten Nullpunkt (minus 273° C) herunter kühlen – die wohl kältesten Temperaturen im All. Hier tritt ein Phänomen auf, das verwandt mit der Supraleitung ist: Die Atome bewegen sich völlig reibungsfrei durch Kanäle aus Licht, ebenso wie die Elektronen reibungsfrei durch die supraleitenden Materialien fließen. Für Prof. Moritz und sein Forschungsteam ist dieses Modellsystem aus ultrakalten Atomen so interessant, weil hier die Eigenschaften viel einfacher beeinflusst werden können als in supraleitenden Materialien. So kann zum Beispiel eingestellt werden, ob sich die einzelnen Atome anziehen oder abstoßen. Das Verständnis der grundlegenden Mechanismen der Supraleitung wäre für die Entwicklung verbesserter Supraleiter, die auch bei Raumtemperatur funktionieren, von großer Bedeutung.
Henning Moritz ist seit 2010 Professor an der Universität Hamburg. Er studierte an den Universitäten Heidelberg und Cambridge und forschte als Doktorand und Postdoktorand an der ETH Zürich. Prof. Moritz ist auch an den Forschungsaktivitäten im Sonderforschungsbereich SFB 925 (Lichtinduzierte Dynamik und Kontrolle korrelierter Quantensysteme) und dem Bundesexzellenzcluster „Hamburg Centre for Ultrafast Imaging“ (CUI) beteiligt.
Für Rückfragen:
Prof. Dr. Henning Moritz
Universität Hamburg
Institut für Laser-Physik
Tel.: 040 8998-5265
E-Mail: henning.moritz@physnet.uni-hamburg.de
Prof. Dr. Christian Klinke (2013 - 2019)
ERC Starting Grant für das Projekt 2D-SYNETRA (Two-dimensional colloidal nanostructures - Synthesis and electrical transport)
Prof. Dr. Christian Klinke (Fachbereich Chemie) erhält 1,5 Mio. Euro für fünf Jahre, um die Erzeugung von zweidimensionalen kolloidalen Nanostrukturen und deren elektrischen Eigenschaften zu erforschen.