und Naturwissenschaften
Neue Professur am Fachbereich BiologieErforschung zellulärer Schutzmechanismen
2. August 2021, von Maria Latos

Foto: Privat
Prof. Dr. Baris Tursun hat den Ruf auf die W3-Professur „Molekulare Zellbiologie der Tiere“ am Fachbereich Biologie angenommen und seinen Dienst zum 1. August angetreten. Er erforscht unter anderem, wie sich Zellen umprogrammieren lassen und sich vor schädlichen Einwirkungen wie Infektionen schützen. Die Erkenntnisse sind sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die Biomedizin von elementarer Bedeutung.
Zelluläre Schutzmechanismen sind für alle Lebewesen essentiell, denn sie ermöglichen die Abwehr von schädlichen Einwirkungen der Umwelt wie Krankheiten und Infektionen. Alterungsprozesse oder Infektionen können jedoch dazu führen, dass diese Mechanismen nicht mehr funktionieren – die Zellen verlieren ihre Funktion oder sterben ab. So können degenerative Erkrankungen wie Muskelschwund oder Alzheimer entstehen. Viele der zellulären Schutzmechanismen sind bis heute noch nicht geklärt; hier setzt Prof. Dr. Baris Tursun an: Er möchte ihre Funktionsweise erforschen.
„Ein besseres Verständnis der Schutzmechanismen von Zellen kann helfen Krankheiten vorzubeugen und gleichzeitig die Regeneration von Zellen erleichtern. So können in Zukunft neue Ansätze für regenerative Therapien entwickelt werden“, sagt Prof. Dr. Baris Tursun. „Wir haben in vergangenen Studien bereits verschiedene Faktoren beschrieben, die eine wesentliche Rolle beim Schutz von Zellen sowie bei der Regulation des Alterns spielen. Dabei handelt es sich um sogenannte epigenetische Faktoren, welche die Struktur von DNA regulieren. Aber auch physiologische Prozesse, die den Metabolismus aufrechterhalten, spielen eine Rolle.“
Umprogrammierung von Zellen
Eine Möglichkeit für neue Therapien könnte das Umprogrammieren (engl. Reprogramming) von Zellen bieten. Reprogramming ist ein Verfahren, bei dem bestimmte Zelltypen umgewandelt werden, um frische Zellen zu erzeugen. Die neuen Zellen können dann die erkrankten oder abgestorbenen Zellen in Geweben und Organen ersetzen. „In Zukunft könnten so zum Beispiel frische Nervenzellen, die durch das Reprogramming generiert wurden, benutzt werden, um beschädigtes Gewebe im Gehirn von Alzheimer-Patientinnen und -Patienten zu regenerieren.“, so Tursun.
Für seine Forschung verwendet Tursun den Fadenwurm Caenorhabditis elegans. Er war der erste mehrzellige Organismus, dessen Genom vollständig sequenziert wurde und grundlegende Mechanismen, wie z.B. der programmierte Zelltod, entdeckt wurden. C. elegans eignet sich daher besonders für zellbiologische, genetische und molekularbiologische Untersuchungen.
„Wir werden C. elegans als ein neues Modell für Forschung und Lehre an der Universität Hamburg etablieren. C. elegans erlaubt die Anwendung moderner Technologien wie zum Beispiel hochauflösende Mikroskopie, Genomik sowie Genom-Editierung anhand von CRISPR/Cas9“, sagt Tursun. „Diese Methoden beschleunigen das Tempo mit der wir einen tieferen Einblick in die molekularen Netzwerke und deren zellbiologischen und physiologischen Ausprägungen gewinnen. Die Ergebnisse können dann auf andere Organismen übertragen werden.“
Mit der Berufung stärkt die Fakultät nicht nur den universitären Forschungsschwerpunkt Infektionsforschung, sondern auch die Forschungsaktivitäten des fakultären Potentialbereichs auf dem Gebiet der Hybride.
Heimathafen Hamburg
Mit der Rufannahme ist Prof. Dr. Baris Tursun an die erste Wirkungsstätte seiner wissenschaftlichen Laufbahn zurückgekehrt: Er hat an der Universität Hamburg Biologie studiert und am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf promoviert. Zwischen 2006 und 2012 arbeitete er in den USA an der University of Massachusetts und der Columbia University in New York. Anschließend leitete er in Berlin die Arbeitsgruppe „Genregulation und Zelltypspezifizierung in C. elegans“ am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft, wo er unter anderem durch einen Grant Europäischen Forschungsrats (European Research Council – ERC ) finanziert wurde.