und Naturwissenschaften
Neue Professur am Fachbereich InformatikMit Algorithmen gegen Krankheiten
7. Januar 2021, von Maria Latos

Foto: Universität von Süddänemark
Prof. Dr. Jan Baumbach hat den Ruf auf die W3 Professur für „Computational Systems Biology“ angenommen und seinen Dienst am Fachbereich Informatik zum 1. Januar 2021 aufgenommen. Hier wird er die Struktur- und Systembiologie mithilfe rechnergestützter Ansätze vereinen, um neue Behandlungsmöglichkeiten abzuleiten.
Parkinson, Krebs und Alzheimer – es sind diese komplexen Krankheiten, mit denen sich Prof. Dr. Jan Baumbach hauptsächlich beschäftigt. Er entwickelt Algorithmen und maschinelle Lernverfahren, um aus molekularbiologischen Daten Informationen zu gewinnen, welche die Mechanismen von Krankheiten aufdecken. Kernziel ist, die Krankheitsmechanismen besser zu verstehen, um daraus computergestützt individuelle Behandlungsmöglichkeiten abzuleiten.
Als Experte für künstliche Intelligenz, Bioinformatik und graphenbasierte Optimierung führt er dabei die Strukturbiologie mit der Systembiologie und der Netzwerkmedizin zusammen. „Ich sehe ein enormes Potenzial für den Brückenschlag zwischen Informatik und Medizin am Standort in Hamburg“, sagt Baumbach. „Dabei werden mein Team und ich die Ansätze der rechnergestützten Systembiologie auf Infektionskrankheiten ausdehnen.“
Dies hat er bereits bei SARS-CoV-2 getan: Als das Virus die Welt zu Beginn des Jahres stilllegte, kam Baumbach die Idee, seine Forschungsansätze auf die virale Infektionskrankheit zu übertragen. Innerhalb von vier Wochen entwickelte sein Team eine Online-Datenanalyseplattform, den Coronavirus Explorer (CoVex). Die Idee: Es sollen keine neuen Medikamente entwickelt, sondern bereits bestehende und zugelassene Medikamente zur Bekämpfung des Virus gesucht werden. „Dafür haben wir über zehn international verfügbare Datenbanken kombiniert und mehrere Algorithmen entwickelt, die in der Lage sind, Netzwerke zwischen den Wirkstoffen zu erkennen“, sagt der Bioinformatiker.
Forschung im Leibniz-WissenschaftsCampus InterAct
Prof. Dr. Jan Baumbach studierte an der Universität Bielefeld Naturwissenschaftliche Informatik und wurde dort am Zentrum für Biotechnologie promoviert. Nachdem er zwei Jahre als Postdoc an der Universität von Kalifornien in Berkeley und drei Jahre als Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken arbeitete, wurde er zum Professor für Computational BioMedicine an die Universität von Süddänemark berufen. Von 2018 bis 2020 war er Leiter des Lehrstuhls für Experimentelle Bioinformatik an der Technischen Universität München bevor er nach Hamburg wechselte.
Die Professur, am Fachbereich Informatik angesiedelt, stellt einen wichtigen Eckpfeiler für die Intensivierung der Kooperationen mit den Naturwissenschaften dar. Jan Baumbach ist Teil des Leibniz-WissenschaftsCampus „Integrative Analysis of pathogen-induced Compartments“ (InterACt) und wirkt im HamburgX-Projekt ‚Center for Data and Computing in Natural Science (CDCS) als Leiter des Labors für computergestützte Systembiologie mit. Die Professur ist Teil des ahoi.digital-Programms, einer Allianz der Hamburger Hochschulen für Informatik, welche die Zielsetzung hat, die Informatik auf Spitzenniveau auszubauen und Hamburg als Top-Informatikstandort zu etablieren.