und Naturwissenschaften
Von unendlichen Daten und grenzenlosen ChancenMatchday: Big Data in Science
29. März 2022, von MIN-Dekanat
Foto: Initiative NAT
Was haben Strukturbiologie, Teilchenphysik und Materialwissenschaften gemeinsam? Richtig, große Datenmengen, die nur mit Computermethoden gespeichert, analysiert und in Modelle überführt werden können. Bei der Arbeit mit Big Data arbeiten Informatik und Naturwissenschaften Hand in Hand. Ob Bildverarbeitung, oder Simulationen, Optimierung oder Softwareentwicklung, fast alle Gebiete der Informatik finden hier ihre Anwendung.
Am 29. März war wieder Match Day - Thema: „Big Data in Science“. Interessierte Oberstufenprofile konnten sich für die Mischung aus Wissenschaftskonferenz und Studienorientierung anmelden. Die knapp fünfstündige Streaming-Konferenz wurde live in die MINT-Profilräume übertragen und Fragen über eine interaktive Plattform gesammelt.
Hits per Bits identifizieren
Die Nadel im Heuhaufen zu finden, ist mühsam. Die Pathologin am Monitor muss sich in einzelne Geweberegionen reinzoomen, unterschiedliche Zelltypen identifizieren und zwischen schnell wachsenden und „negativen“ Krebszellen unterscheiden. Spätestens nach zwei, drei Stunden ist ihre Konzentration hin und eine Pause angesagt. Anders bei der Künstlichen Intelligenz. Diese arbeitet Tag und Nacht und unterstützt bei der Bildanalyse: „Wenn die Pathologin das Bild öffnet, werden ihr schon erste Resultate angezeigt, damit kann sie zielgerichteter und schneller arbeiten“, erklärt Tobias Lang. Der promovierte Data Scientist ist Mitbegründer und Technikchef des Start-ups mindpeak, deren erstes KI-System das erste ist, das in den USA zur Pathologiediagnostik eingesetzt wird, wie der Experte für Maschinelles Lernen betont.
Von der Reeperbahn zur weltweiten KI-Diagnostik in der Medizin
Die Bilder von eingefärbten Tumorzellen und Lymphknoten, die Tobias Lang zur Untermalung seines Vortrags mitgebracht hat, teilt er an diesem Vormittag nicht mit Ärzten, Labormanagern oder Investoren. Es sind Jugendliche unterschiedlicher MINT-Oberstufenprofile aus ganz Hamburg, die sich für den Match-Day „Big Data in Science“ angemeldet haben. Das digitale Konferenz-Format wurde von der Initiative NAT in Pandemiezeiten entwickelt, es verbindet Forschungsstand mit Studienorientierung. Ein Aha-Effekt dabei: Nicht alles, was intelligent, datenbasiert und Hightech ist, kommt aus dem Silicon Valley oder China. So manche KI ist sogar „Made in Hamburg“, genauer in unmittelbarer Nähe zur Reeperbahn entstanden. Eine weitere Erkenntnis: „KI ist eine der zentralen Technologien im 21. Jahrhundert“, sagt Lang. „Das geht jetzt gerade erst los und wird uns noch sehr viel begleiten.“
Informatik an allen Ecken und Enden
Anders gesagt, die Jugendlichen, die sich für Naturwissenschaften und Technik interessieren, werden an den Informatikthemen nicht vorbeikommen – und mit einem dynamischen Studienfach belohnt. „Das ist sicher eine der Wissenschaftsdisziplinen, die am kurzweiligsten ist, die Technologien entwickeln sich rasant weiter“, sagt Professor Matthias Rarey. Der Leiter des Zentrums für Bioinformatik an der Universität Hamburg, Sprecher des Center for Data and Computing for Natural Science (CDCS) und der Graduiertenschule DASHH ist einer der Brückenbauer zwischen Naturwissenschaften und Informatik. Wie tragfähig diese Brücke ist, macht sein Einleitungsgespräch mit drei Nachwuchswissenschaftlern deutlich: Egal, ob Teilchenphysiker Lennart Rustige, Proteinforscherin Theresa Cavasin oder Physiktheoretiker Tom Weber, der sich mit Quantencomputing beschäftigt – es geht immer um eine Menge Daten, komplexe Bildverarbeitung oder Simulationen, die ohne informatische Methoden nicht zu bewältigen wären.
Intelligenter, schneller und günstiger zum nächsten Hit
Für diesen Trend steht das Unternehmen Evotec, das Daten aus Forschungsallianzen mit Pharma- und Biotechfirmen nutzt, um Algorithmen für die Wirkstoffforschung von morgen zu trainieren. „Damit spart man Geld, Zeit und Mühe“, betont Data Scientist Farina Ohm. Und das sei auch dringend nötig, denn bisher dauere es circa 12-15 Jahre und kostet teilweise über 2,5 Mrd. US-Dollar, bis ein neues Medikament auf den Markt kommt. Bevor die Bioinformatikerin in die Suche nach neuen geeigneten Wirkstoffen, die „Hitidentifizierung“ eingestiegen ist, hat sie an der an der Universität Hamburg „Computing in Science“ studiert. Ein Studiengang, den Professor Rarey abschließend vorstellt – neben Data Scientists der TUHH und HAW. Alle sind sich einig: Die digitale Revolution braucht dringend Nachwuchs. Beim Match-Day war er ganz vorne mit dabei.
Text: Initiative NAT, red.