und Naturwissenschaften
Spinnenmännchen opfern beim Sex ihre Beine
27. Februar 2020, von Maria Latos

Foto: UHH/Schneider
Die Männchen der Seidenspinne Trichonephila fenestrata werfen bei der Paarung ein oder mehrere Beine ab und bieten sie ihrer Partnerin als Nahrung an, hat ein Forschungsteam der Universität Hamburg herausgefunden. Doch warum ist dieses Verhalten notwendig?
Bei vielen Spinnenarten geht es bei der Paarung mitunter tödlich zu: Gleich nach Beginn des Akts versuchen die Weibchen, ihre Sexpartner zu verspeisen. Kein Wunder also, dass die Männchen verschiedenste Strategien entwickeln, um dem Tod zu entkommen. So kopulieren die paarungswilligen Männchen von der Art der Braunen Witwen beispielsweise bevorzugt mit jüngeren Weibchen, die noch nicht ganz ausgewachsen sind – weil das kannibalistische Verhalten bei ihnen weniger ausgeprägt ist.
Die Männchen der Seidenspinne Trichonephila fenestrata paaren sich besonders gern mit Weibchen, die gerade mit Fressen von Beute beschäftigt und daher friedfertig sind. Ist das nicht möglich, werfen sie bei der Paarung ein oder mehrere Beine ab und bieten sie ihrer Partnerin als Nahrung an, zeigt eine Studie von Prof. Dr. Jutta Schneider und Rainer Neumann vom Fachbereich Biologie der Universität Hamburg, die in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Animal Behaviour“ veröffentlicht wurde.
Kannibalistisches Ablenkungsmanöver
Durch das Nahrungsangebot sollen die aggressiven Weibchen abgelenkt und ihre Partner nach der Paarung verschont werden. Möglich wird dieses das Abwerfen der Beine durch einen Mechanismus, der als Autotomie bezeichnet wird. Die Spinnenmännchen können damit ihr Bein abtrennen, ohne bleibende Schäden zu erleiden. Gleichzeitig erhöht die Strategie die Chancen auf die Fortpflanzung: Während die Weibchen mit dem Fressen der Beine beschäftigt sind, kann die Paarung abgeschlossen werden.
In ihren beobachtenden Laborexperimenten fanden die Verhaltensbiologin und der Verhaltensbiologe zudem heraus, dass die Spinnenweibchen die Beine der Männchen gegenüber anderer angebotener Nahrung – etwa Insektenbeinen – bevorzugen. Im Durchschnitt beschäftigten sich die weiblichen Büschelweberspinnen 17 Minuten mit den dargebotenen Beinen.
Originalpublikation
Neumann, Rainer/ Schneider, Jutta M. (2020): Males sacrifice their legs to pacify aggressive females in a sexually cannibalistic spider. Animal Behaviour, Volume 159, 59-67.
Trichonephila fenestrata
Trichonephila fenestrata kommt in Südafrika vor und zählt zu der Ordnung der Webspinnen. Die Männchen sind deutlich kleiner als die Weibchen und paaren sich in der Regel nur mit einem Weibchen im Laufe ihres Lebens, zum Teil auch, weil sie den Sex nicht überleben.