und Naturwissenschaften
Neuer Leibniz-WissenschaftsCampus InterACt in HamburgReaktionsräume von Infektionserregern im Fokus
3. April 2019, von MIN-Dekanat
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat einen neuen Leibniz-WissenschaftsCampus in Hamburg bewilligt: Ziel von InterACt ist es, die Rolle von Kompartimenten im Infektionsverlauf besser zu verstehen. Der WissenschaftsCampus wird unter der Federführung des Heinrich-Pette-Instituts (HPI) in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg am Centre for Structural System Biology (CSSB) eingerichtet.
Viren, Bakterien & Co.: Infektionen und ihre Auslöser
Während einer Infektion dringen Krankheitserreger wie Viren, Bakterien oder Parasiten in bestehende Reaktionsräume, sogenannte Kompartimente des Wirtes ein oder bauen selbst neue Kompartimente auf. Diese Reaktionsräume schützen die Erreger vor der Wirtsabwehr. Ziel des neu eingerichteten Leibniz-WissenschaftsCampus „Integrative analysis of pathogen-induced compartments" (InterACt), ist es, die Dynamik und Struktur dieser vielfältigen Reaktionsräume aufzuklären und so langfristig neue Zugänge für innovative Therapieansätze zu finden.
„Mittels verschiedenster Ansätze, die von ausgebauter Massenspektrometrie bis zu hochmoderner Licht- und Kryo-Elektronenmikroskopie reichen, soll die Dynamik, Struktur und Funktion nativer Erregerkompartimente in situ analysiert und mit Ergebnissen über die Zusammensetzung der Kompartimente sowie den physikalisch-chemischen Eigenschaften ihrer Bestandteile zusammengebracht werden“, erklärt Prof. Dr. Kay Grünewald, Sprecher von InterACt, Professor an der Universität Hamburg und Abteilungsleiter des HPI im Centre for Structural Systems Biology (CSSB) auf dem ForschungsCampus Bahrenfeld. „Die so generierten Datensätze sind hoch komplex und groß. Deshalb sollen mit dem WissenschaftsCampus die Grundlagen geschaffen werden, diese Daten integrativ zusammenzubringen, effizient zu analysieren und so neuartige Ansätze und Aspekte zu erschließen“, ergänzt er. So kombiniert InterACt die Kompetenzen aus dem Bereich der Infektions-, Struktur- und Systembiologie mit bildgebenden in situ Verfahren: Neben dem HPI und der Universität Hamburg sind auch die beiden Partnerinstitute des Leibniz Center Infection, das Bernhard Nocht-Institut für Tropenmedizin sowie das Forschungszentrum Borstel – Leibniz Lungenzentrum, beteiligt.
Dazu sollen im Zuge des WissenschaftsCampus vier neue Forschungsgruppen eingerichtet werden: An der Universität Hamburg werden eine W3-Professur „Computational Systems Biology“ und eine neue W1-Professur „Infektionsforschung“ etabliert. Am HPI wird eine neue Nachwuchsgruppe eingerichtet. Zudem ist eine gemeinsame W3-Brückenprofessur zwischen der Universität Hamburg und dem HPI beabsichtigt. Die neu geschaffenen Gruppen bearbeiten Themen an der Schnittstelle zwischen Virologie und integrativer Datenanalyse. Diese verstärken das Forschungsprofil an der Universität Hamburg und am HPI durch die systembiologische Verknüpfung der vorhandenen Forschungsgruppen.
In den kommenden vier Jahren erhält InterACt eine Förderung von rund 6,7 Millionen Euro. Die Universität Hamburg leistet dabei eine umfangreiche Ko-Finanzierung von insgesamt 2,8 Millionen Euro. Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. h. c. Dieter Lenzen: „Die Entstehung des neuen Leibnitz-Wissenschaftscampus zur Frage der Infektionsforschung ist ein weiteres Beispiel für die exzellente Zusammenarbeit der Universität mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Und diese Zusammenarbeit hat Zukunft: Gemeinsam wollen wir in Hamburg den zahlreichen Infektionserregern zu Leibe rücken.“
Rund 1,5 Millionen Euro fließen vom HPI in den WissenschaftsCampus und weitere 1,2 Millionen Euro kommen von der Leibniz-Gemeinschaft. „Die Etablierung des interdisziplinären Leibniz-WissenschaftsCampus zusammen mit unseren lokalen Partnerinstitutionen ist ein großartiger Erfolg für das HPI, der neue Akzente und Impulse setzt, bestehende Forschungsschwerpunkte erweitert und den Standort Hamburg auf dem Feld der Infektions- und Strukturforschung insgesamt stärkt“, sagt Prof. Dr. Thomas Dobner, Wissenschaftlicher Direktor des HPI.
Text: HPI, red.
Leibniz-WissenschaftsCampi
Leibniz-WissenschaftsCampi dienen der regionalen Vernetzung von Leibniz-Einrichtungen mit Hochschulen und anderen Partnern (Forschungseinrichtungen, Wirtschaftsunternehmen etc.) im Hinblick auf klar umrissene, wissenschaftlich und praktisch bedeutsame Themen. Sie sollen durch ihre Zusammenarbeit kritische Massen bilden und international sichtbare wissenschaftliche Zentren schaffen. Dadurch soll die strategische Zusammenarbeit der Partner langfristig gestärkt werden. Leibniz-WissenschaftsCampi können aktuell über zwei Förderphasen von je vier Jahren mit einem Volumen von jährlich bis zu 300.000 Euro gefördert werden. Voraussetzung für die Förderung sind die verbindlichen Zusagen des Instituts und der kooperierenden Hochschule und/oder des Sitzlandes, eine in ihrer Höhe vergleichbare Ko-Finanzierung zu leisten (Quelle: Leibniz-Gemeinschaft).