und Naturwissenschaften
„Live“ aus dem All im SFZ HamburgAusbildung und Abenteuer einer Astronautin
6. Dezember 2019, von MIN-Dekanat

Foto: SFZ Hamburg/Claudia Höhne
Was junge Menschen in ihrer schulfreien Zeit in der Grindelallee 117 machen, machte sie im All: forschen und experimentieren, vom 3DDruck bis zur biologischen Analyse. Die Hamburger Schüler*innen ganz geerdet, sie in der Schwerelosigkeit. Die Rede ist von Samantha Cristoforetti, der ersten Italienerin in den Besatzungen der Europäischen Weltraumorganisation ESA.
Organisiert wurde die Veranstaltung mit Unterstützung der ESA, des Istituto Italiano di Cultura, der Körber-Stiftung, des Referats Europapolitik der Senatskanzlei und der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg.
Von ihrer Ausbildung, ihrer Astronauten-Lehrzeit bis hin zur Vorbereitung auf die Mission im Weltall und den erstaunlichen Erfahrungen während des Aufenthaltes im All berichtete die Astronautin den gespannt zuhörenden Schülern am 6. Dezember in Hamburg. „Wir freuen uns, dass Frau Cristoforetti, Ingenieurin und Astronautin, der Einladung des Istituto Italiano di Cultura gefolgt und bei uns zu Gast im Schülerforschungszentrum Hamburg ist, um die Jugendlichen ganz praxisnah für die MINT-Fächer zu begeistern“, sagte Dr. Janine Radtke, Geschäftsführerin des SFZ Hamburg.
Die 42jährige Italienerin hatte Einiges zu berichten und zeigte viele Bilder und Filme von ihren Erlebnissen im Weltall. Die zahlreichen Fragen der Schüler*innen drehten sich vor allem um ihre Ausbildung zur Astronautin, das Leben an Bord der Raumstation und die Experimente. So wollte eine Schülerin wissen, wie das Weltall riecht bzw. ob Frau Cristoforetti besondere Gerüche in Erinnerung geblieben sind. Die Fragen, ob sie an extraterrestrisches Leben glaubt, wie man sich im Weltall duscht und welche Star-Trek-Figur ihr Liebling ist, durften auch nicht fehlen.
Forschergeist, Fortschritt und Fantasie. Das ist die Erfolgsformel, wenn kluge Köpfe neugierige Fragen stellen. Und das tun die Schüler*innen beginnend ab der 5. Klasse mit nicht nachlassender Begeisterung im SFZ Hamburg in ihrer Freizeit. Hier finden sie den Ort, wo sie bei kniffeligen Fragen professionell unterstützt werden. Hier gibt es die Rahmenbedingungen und Ausstattung, um in Ruhe Lösungen finden zu können. Erfahrene Ratgeber stehen jederzeit den Nachwuchsforschern zur Seite. „Zu uns kommen derzeit jede Woche bis zu 104 Schüler*innen zum freien Forschen, um an ihren Projekten zu tüfteln oder auch gemeinsam mit anderen an diesen zu bauen. Da ist alles dabei: vom selbst gebauten Windkanal, der Entwicklung eines Bio-Reinigungsmittels aus Pflanzenfasern, die Forschung an einem gadoliniumfreien Kontrastmittel für die Kernspinresonanztomografie, dem Bau einer autonomen Drohne oder der Entwicklung eines isolierenden Bechers, der die Temperatur des Getränkes nicht nur speichern, sondern auch steigern kann“, berichtet Dr. Radtke. Im SFZ Hamburg kann auch der Funke gezündet werden, den es braucht, um beispielsweise in die Forschungswelt zu starten. „Einige unserer MINT-Talente wurden bereits mit Nachwuchspreisen bei nationalen Wettbewerben ausgezeichnet“, so Radtke.
Samantha Cristoforetti – der Weg einer Frau ins All
Schon als Kind war Samantha Cristoforetti absoluter Star-Trek-Fan und las sämtliche Science-Fiction-Bücher, die sie finden konnte. Sie studierte Maschinenbau an der Technischen Universität München, in Toulouse und in Moskau und schloss eine Ausbildung an der italienischen Luftfahrtakademie an, die sie 2005 als Offizierin und mit einem Bachelor-Abschluss in Luftfahrtwissenschaft verließ – konsequent verfolgte sie ihr Ziel, das Weltall. In den Vereinigten Staaten von Amerika nahm sie am Euro-Nato Joint Jet Pilot Training teil. 2009 wurde Samantha Cristoforetti dann tatsächlich als ESA-Astronautin ausgewählt, unter mehr als 8.400 Mitbewerbern. Am 23. November 2014 startete sie mit zwei Kollegen vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan, Mission Futura.
Die Mission auf der Internationalen Raumstation ISS
Nach 199 Tagen im All, dem derzeit längsten Raumflug eines Europäers, kehrte sie am 11. Juni 2015 zur Erde zurück. Auf dem Programm während ihres Aufenthaltes auf der ISS standen Experimente zur Humanphysiologie, zur biologischen Analyse und zum 3D-Druck in Schwerelosigkeit, um etwa Ersatzteile für die Station selbst ohne Schwerkraft und ohne Abhängigkeit von bodengebundenen Lieferungen zu drucken. Samantha Cristoforetti berichtete live aus dem Weltraum, über das Internet und soziale Netzwerke.
Neue Abenteuer der Astronautin
Nach „oben“ kommt „unten“. Im Juni 2019 startete die Astronautin ein neues Abenteuer: Sie tauschte ihren Raumanzug gegen eine Unterwasserausrüstung und führte die internationale Forschungs- und Erkundungsmission in die Tiefen des Atlantiks, die NASA-Expedition Neemo 23 – Nasa Extreme Environment Mission Operations.
Der Live-Mitschnitt ist auf https://lecture2go.uni-hamburg.de/ der Universität Hamburg abrufbar.
Über das Schülerforschungszentrum Hamburg
Das Schülerforschungszentrum Hamburg bietet Schüler*innen einen Raum und professionelle Unterstützung für eigene Forschungsprojekte mit naturwissenschaftlichem oder technischem Fokus. Ziel ist es, Talente in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) zusammenzubringen und zu fördern. Das Schülerforschungszentrum Hamburg ist ein gemeinsames Projekt von Behörde für Schule und Berufsbildung, Joachim Herz Stiftung, Körber-Stiftung, NORDMETALL, Universität Hamburg.
Weitere Informationen: www.sfz-hamburg.de
Über das Istituto Italiano di Cultura Hamburg
Seit 1953 ist das Italienische Kulturinstitut Hamburg, eine Einrichtung des Italienischen Außenministeriums, in der Hansestadt aktiv. Mit Lesungen italienischer Autoren, Vorträgen, Ausstellungen, Filmabenden und Konzerten gibt das Istituto Italiano di Cultura Hamburg Einblicke in die italienische Kultur und Lebensart. Daneben werden im Hause italienische Sprachkurse angeboten. Die umfangreiche Bibliothek steht allen Interessierten offen.
Text: SFZ Hamburg